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„Das gemeinsame kulturhistorische Erbe ins Bewusstsein rufen“

„Das gemeinsame kulturhistorische Erbe ins Bewusstsein rufen“
Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds unterstützt 74 neue Projekte, ein Drittel davon aus dem Bereich Denkmalpflege

Pressemitteilung des Deutsch-Tschechischen Zukunfstfonds, 8. Dezember 2021

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds ermöglicht weitere 74 gemeinsame Initiativen von Menschen aus beiden Ländern. Der Verwaltungsrat des Fonds gab dafür am Mittwoch in Prag Fördermittel in Höhe von 815 232 Euro frei.

Rund ein Drittel der bewilligten Vorhaben kommt aus dem Bereich Denkmalpflege. Insgesamt 10 Millionen Kronen wurden für die Renovierung von Kulturdenkmälern aus der gemeinsamen Geschichte bereitgestellt.
„Immer mehr Städte und Gemeinden in Tschechien bemühen sich um die Erneuerung von Gräbern und Grabsteinen ihrer früheren deutschen Bewohner – als Ausdruck der Wertschätzung, aber auch um der Öffentlichkeit das gemeinsame kulturhistorische Erbe im Grenzgebiet ins Bewusstsein zu rufen“, betonen Jindřich Fryč und Martin Kastler, die beiden Co-Vorsitzenden des Verwaltungsrats.


Auswahl aktuell bewilligter Projekte:

KULTUR, JUGEND, DIALOGE

What now? Eine deutsch-tschechische Jugendbegegnung

Das Max Mannheimer Studienzentrum aus Dachau und die Gedenkstätte Theresienstadt veranstalten ein siebentägiges Bildungsseminar zum Nationalsozialismus für tschechische und deutsche Schüler. Neben der Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen soll dabei auch thematisiert werden, wie die Pandemie die historische Erinnerungsarbeit beeinflusst, inspiriert durch das Jahresthema 2021 des Zukunftsfonds („Neue Zeiten? Neue Wege! Die deutsch-tschechischen Beziehungen in Zeiten der Pandemie“). Die Begegnung findet wechselweise in den Gedenkstätten Dachau und Theresienstadt statt, so dass die Jugendlichen zugleich unterschiedliche Perspektiven und Konzepte der Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit kennenlernen.

Der Zukunftsfonds unterstützt das Vorhaben mit einem Zuschuss in Höhe von 9810 Euro.


Gemeinsam für eine nachhaltige Landwirtschaft und gesunde Landschaft

Inspiriert vom ökologischen Jahresthema 2020 des Zukunftsfonds unter dem Motto: „Die Zukunft ist jetzt. Gemeinsam nachhaltig handeln“ planen der Prager Verein AMPI (Asociace místních potravinových iniciaitiv) und das Netzwerk Biodynamische Bildung gGmbH aus Lüneburg bereits zum zweiten Mal mehrere deutsch-tschechische Vernetzungs- und Austauschtreffen zum Thema dynamische Landwirtschaft. Bei der Zielgruppe handelt es sich um Landwirte, Experten und insbesondere Studierende und Auszubildende landwirtschaftlicher Berufe. Konkret sollen drei ganztägige Fachworkshops für deutsche und tschechische Landwirte angeboten werden, weiter ein zweitägiges Symposium zur Lebendigen Landwirtschaft sowie ein Runder Tisch von deutschen und tschechischen Experten zur Ausbildungsmethodik im ökologischen Landbau.

Der Zukunftsfonds unterstützt das Projekt im Rahmen seines verlängerten Jahresthemas 2020 mit einer Fördersumme von 480 000 CZK.


Entfaltung der Tätigkeit des Prager Literaturhauses

Das Prager Literaturhaus ist im Laufe der letzten fünfzehn Jahre zu einem der wichtigsten Akteure im deutsch-tschechischen Kulturdialogs geworden. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt in der Kooperation mit verschiedenen Kulturinstitutionen in Deutschland und in der gegenseitigen Verknüpfung der deutschen und tschechischen Kultur. Der Kern dieses Kulturaustausches ist das Stipendiatenprogramm, das sich dank der Unterstützung des Zukunftsfonds seit 2009 stetig entwickelt. In Zukunft soll dieses Stipendiatenprogramm nun auch mehr in die Regionen außerhalb von Prag ausgeweitet werden – mit dem Ziel, das Bewusstsein über die zeitgenössische deutsche Literatur in ganz Tschechien zu erhöhen und die Attraktivität des Programms durch die Einbeziehung neuer Regionen zu erhöhen. 

Die finanzielle Unterstützung des Zukunftsfonds für dieses Vorhaben beträgt 415 000 CZK.


"Jekhetanes - Zusammen - Spolu" Roma-Projekt im Dreiländereck

Der Verein Hillersche Villa aus Zittau plant mit dem Prager Roma-Verein Ara Art, der sich für die Professionalisierung der Roma-Kultur in Tschechien einsetzt, ein zweijähriges deutsch-tschechisches Projekt im Dreiländereck. Ziel ist es, eine breitere Öffentlichkeit für die vielfach schwierigen Lebensbedingungen der zahlreichen Sinti und Roma in der Grenzregion zu sensibilisieren und ihnen deren Geschichte und Kultur näherzubringen. Mittels verschiedener Formate wie etwa Musikworkshops sollen Begegnungen ermöglicht und gegenseitiges Verständnis gefördert werden. Zudem streben die Projektpartner eine engere Vernetzung von Akteuren aus Deutschland und Tschechien an. Zu diesem Zweck soll eine gemeinsame Online-Plattform entstehen, die dann auch über die geplanten Aktivitäten informieren soll.

Der Zukunftsfonds beteiligt sich an der Finanzierung dieses Projekts mit einem Beitrag in Höhe von 13000 Euro.


KULTURDENKMÄLER

Fertigstellung der Renovierungsarbeiten an der Kirche St. Peter und Paul in Strýčice (Stritschitz) – Reparaturen im Innenraum

Die allmähliche Instandsetzung der ursprünglich romanischen Peter- und Paulskirche in Strýčice (Stritschitz) ist ein eindrücklicher Beleg dafür, dass sich auch die Nachfolgegeneration der einstigen deutschen Bewohner der Region intensiv an der Erneuerung und Wiederbelebung des gemeinsamen Kulturerbes beteiligt. Seit 2014 konnten durch Spendensammlungen tschechischer und deutscher Bürger des Fördervereins Pfarrkirche Strýčice und dank maßgeblicher Unterstützung des Zukunftsfonds das Dach und ein Teil der Außenfassade rekonstruiert werden. Der für Juni 2023 geplante Abschluss der Rekonstruktion dieses bedeutenden Kulturdenkmals, in dem jede Woche Gottesdienste stattfinden, soll mit einem deutsch-tschechischen Fest begangen werden. In der Kirche wird zudem eine zweisprachige Ausstellung zur Geschichte der deutschsprachigen Bewohner der Region und zur Rekonstruktion der Kirche eröffnet.

Der Beitrag des Zukunftsfonds für die Fertigstellung der Renovierung beträgt 450 000 CZK. Insgesamt hat der Fonds sich an der schrittweisen Instandsetzung der Kirche mit 2,25 Millionen CZK beteiligt.


Rettungsarbeiten an beschädigten oder durch Erosion bedrohten Grabsteinen auf dem jüdischen Friedhof in Polná

Der jüdische Friedhof in Polná zählt zu den ältesten und bedeutendsten jüdischen Begräbnisstätten in der Tschechischen Republik. Auf einer Fläche von ca. 3500 m² befinden sich mehr als 1100 Grabsteine, deren älteste auf das Jahr 1683 datiert sind. Die Mehrzahl der Grabsteine sind bemerkenswerte steinbildhauerische Arbeiten aus dem Barock und Klassizismus mit plastischen Verzierungen. Durch die sich verschlechternde Statik sind die Grabsteine beschädigt, darüber hinaus verschwinden infolge von Erosion nach und nach die Verzierungen sowie die Grabinschriften. Die Jüdische Gemeinde Prag konnte bislang ca. 1/4 aller beschädigten Grabsteine reparieren und stabilisieren, Ziel des Projekts ist die Gesamtrettung und -erhaltung der beschädigten Grabsteine. Der jüdische Friedhof Polná soll so mit der renovierten Synagoge und dem Rabbinerhaus einen würdigen Gedenkort für die einstige jüdische Bevölkerung von Polná bilden.

Der Fonds stellt für den Erhalt des Friedhofs eine Fördersumme von 450 000 CZK zur Verfügung.


Renovierung des deutschen Friedhofs in der Gemeinde Hlinka (Glemkau) - I. Phase

Ziel des Projekts ist die Renovierung eines ehemals deutschen Friedhofs in der Gemeinde Hlinka (Glemkau) bei Bruntál (Freudenthal). Dieser war nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach 1945 allmählich verwahrlost. Mit der Erneuerung möchte die Gemeinde an ihre Vorkriegsgeschichte anknüpfen und diese den heutigen Bewohnern nahebringen. Das Projekt umfasst die detaillierte Kartierung sämtlicher Grabsteine, die Erneuerung des Zentralkreuzes auf dem Friedhof, die Restaurierung von 20 Gräbern einschließlich der Grabsteine und die Anfertigung und Aufstellung einer Informationstafel in deutscher, tschechischer, polnischer und englischer Sprache.

Der Zukunftsfonds beteiligt sich an der Restaurierung des Friedhofs mit einer Summe von 200 000 CZK.
 

RE-START

Wenn die Heimat zu uns spricht

Der Kirchenchor Östritz und der Verein Zpěvem společně (Gemeinsam mit Gesang) aus Liberec (Reichenberg) haben im Oktober und November zwei gemeinsame Chorkonzerte in Zittau und Liberec veranstaltet, an denen Vertreter mehrerer Generationen beteiligt waren: Grundschulschüler, Studenten sowie Senioren aus der Universität des dritten Alters. Über das klassische Chorrepertoire hinaus wurden literarisch verarbeitete Geschichten aus dem nordböhmisch-sächsischen Grenzgebiet in das Programm eingearbeitet und abwechselnd auf Deutsch und Tschechisch vorgetragen. Die Konzertbesuche waren mit einem Begleitprogramm für die Besucher aus dem Nachbarland verbunden.

Der Fonds hat die Begegnungen im Rahmen seines Sonderförderprogramms Re-Start II mit einem Zuschuss von 90 200 CZK unterstützt.