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Photo: (@MZV)
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Gedenkabend zu Ehren von Sir Nicholas Winton

Zum Gedenken an einen besonderen Menschen, Sir Nicholas Winton, hat die Botschaft der Tschechischen Republik in Berlin am 10. September 2015 einen feierlichen Abend veranstaltet. Einführungsworte wurden vom Botschafter Tomáš Jan Podivínský gesprochen. Ein Zeitzeugengespräch von Milena Grenfell-Baines und Asaf Auerbach, die in den von Sir Winton organisierten Vorkriegszugtransporten gerettet worden waren, moderierte Leiterin der Kindertransport-Organisation Deutschland Lisa Sophie Bechner. Gäste der Veranstaltung konnten Lebensgeschichten aus schwierigen Zeiten zuhören, die dank Opferbereitschaft der britischen Retter glücklichen Ausgang nahmen.

Lady Milena Grenfell-Baines, geboren Fleischmannová, verließ die Tschechoslowakei als eines der letzten Kinder, die Sir Winton gerettet hatte. Sie war 10 Jahre alt. Mit einer jünger Schwester ist sie in einen Zug Richtung England eingestiegen. Lady Milena, anders als ihre meisten kleinen Mitreisenden, traf ihre Eltern wieder. Ihre Familie beschloß später, sich in Englang niederzulassen. Lady Milena studierte an der medizinischen Fachschule und wurde Pflegeschwester. Sie arbeitete als Erzieherin in der KITA und dann verbrachte sie etliche Jahre in Frankreich als Kindermädchen. Als sie nach England zurückkam, traf sie ihren Ehemann, den Architekten Sir George Grenfell-Baines. Beide liebten Musik, so besuchten sie oft Konzerte der Königlichen Liverpooler Philharmonie. Lady Milena war eine treibende Kraft bei Entstehung der Freundesgesellschaft der Liverpooler Philharmonie und leitete viele Jahre den Vorstand der Gesellschaft.

Lady Milena widmet sich einer Vielzahl von Aktivitäten – sie ist Schutzherrin der Emma Destinová Stiftung für Förderung junger tschechischer Musiktalente, lange Jahre war sie in einem Kommittee tätig, das Partnerstädte in der Tschechischen Republik suchte, und arbeitete mit der Halton College mit bei Organisierung jährlicher Austauschaufenthalte tschechischer und britischer Studenten der Hotelfachschulen. Seit 1998 ist sie Vorsitzende des größten tschechischen Landsmannschaftsverbandes – British Czech and Slovak Association. 1997 wurde ihr der Preis Gratias agit verliehen, mit dem der tschechische Außenminister für die Verdienste um guten Ruf der Tschechischen Republik ausgewählte Persönlichkeiten auszeichnet. Nennenswert sind auch ihre Verdienste um Bekanntmachung einer tschechischen Küchenerfindung, der Remos-Pfanne.

Ing. Asaf Auerbach wurde im Mai 1928 im Kibutz Bet Alfa im heutigen Israel geboren. Seine Eltern stammten aus der Tschechoslowakei und wanderten 1922 nach Israel  aus. 1930 beschloßen die Eltern aus Gesundheitsgründen nach Prag zurückzukehren. Vater arbeitete in einer Audit-Firma, Mutter blieb im Haushalt und kümmerte sich um Söhne Ruben und Asaf. Vater war links gesinnt, er war Mitglied der Hilfsorganisation Rote Hilfe, die politischen Flüchtlingen Hilfe leistete. Nach März 1939 erfuhren Eltern Auerbachs über die Chance, beide Söhne nach England zu schicken. Asaf Auerbach und sein Bruder Ruben verließen die Tschechoslowakei am 18. Juli 1939 in einem der Züge, deren Fahrt Nicholas Winton organisierte. In England lebten sie in Stoke on Trent in dem vom genannten Kommittee verwalteten Haus. Zwischen 1943 und 1945 besuchte Asaf Auerbach eine von der tschechoslowakischen Exilregierung errichtete Internatschule. Im Sommer 1945 kehrte er nach Prag zurück, wo er seine Oma und Mutters Schwestern traf, seine Eltern waren im Vernichtungslager Auschwitz ermordet worden. Nach dem Krieg studierte er Statistik und hat eine Familie gegründet. Herr Asaf Auerbach lebt in Prag.

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