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Erinnerungsabend an Dichter, Diplomaten und Brückenbauer Jiří Gruša

Der erste tschechoslowakische und tschechische Botschafter in Deutschland nach der Wende Jiří Gruša hätte dieses Jahr seinen 80. Geburtstag gefeiert. Am 27. November 2018 wurde an ihn in der tschechischen Botschaft erinnert.

Mit Erzählung persönlicher Geschichte und Erfahrungen eröffnete Herr Botschafter Tomáš Jan Podivínský die Veranstaltung. Er hatte die Möglichkeit mit Jiří Gruša in der tschechischen Botschaft in Wien zu arbeiten und von ihm zu lernen. Es war Gruša, der dem Botschafter Podivínský die wahre Kunst der Diplomatie beigebracht hat. „Kein Anderer als er hat mir das Fingerspitzengefühl für die Art und Menge des scheinbar nur einfach Menschlichen auch in der hochrangigsten Diplomatie gelehrt, die unüberwindbaren Situationen und plötzlich entstandenen Komplikationen und Brüche mit Gelassenheit, Verstand und zugleich mit Leichtigkeit der Wortwahl und klugem Humor, Ironie oder Karikatur zu überbrücken, um die Partner sozusagen „im Spiel zu halten. Von ihm habe ich die Feinheiten des diplomatischen Berufs, besser gesagt der Berufung gelernt. «Suchen Sie Tomáši immer die Feinheiten und keine Feindheiten, das ist das erste Gebot», erinnere ich mich an seine Worte,“ erzählte Botschafter Podivínský in seiner Rede.

Mit einem Festvortrag „Jiří Gruša: Ein Leben in der Freiheit des Wortes“ trat Herr Prof. Dr. Hans Dieter Zimmermann auf. Er ist ein Experte für tschechische Literatur und Herausgeber der „Tschechischen Bibliothek“ in deutscher Sprache, die er gemeinsam mit Gruša ins Leben rief.  

Der Erinnerungsabend setzte mit einem Ausschnitt aus einem bald erscheinenden Dokumentarfilm über Jiří Gruša fort. Der Film mit dem Titel „Jiří Gruša: Ein unruhiger Europäer“ wird von Herrn Prokop Toman und seiner Tochter Markéta Tomanová gedreht. Auf der Suche nach Jiří Grušas Spuren haben die Produzenten viele Gespräche mit Freunden, Partnern, Mitarbeitern von Jiří Gruša geführt und wertvolles Material gesammelt. Der fertigstellte Film soll im Frühjahr 2019 dem Publikum vorgestellt werden.  

Der Abend wurde mit Dankesworten und Erinnerungen an Jiří Gruša von seiner Frau Sabine abgeschlossen.

 

Jiří Gruša (10. 11. 1938 - 28. 10. 2011)

Dichter, Schriftsteller, Essayist, Übersetzer, Dissident, PEN-Präsident, Botschafter, Minister - und stets ein Brückenbauer. Literatur und die Arbeit und das leichte und klug durchdachte Spiel mit den Worten haben sein Leben geprägt.

Nachdem Jiří Gruša in den 80en Jahren wegen seiner Tätigkeit aus der kommunistischer Tschechoslowakei ausgebürgert wurde, fand er im damaligen Westdeutschland sein neues Zuhause. Nach 1989 war er tschechoslowakischer Botschafter in Bonn, später tschechischer Botschafter in Bonn und Wien. Seine Karriere führte er anschließend als Direktor der Diplomatischen Akademie in Wien und Präsident des PEN-Clubs fort.

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