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Musik im Schatten des Holocaust

Am 27. Januar 2019, am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, fand im Musikinstrumenten-Museum in Berlin ein Konzertmatinee unter der Schirmherrschaft des tschechischen Botschafters statt, gewidmet der Musik von Ervin Schulhoff, Rudolf Karel, Viktor Ullmann, Hans Krása, Pavel Haas und Hans Winterberg. Die Interpreten waren Irena Troupová, Sopran, und Jan Dušek, Klavier.

Das Konzert präsentierte Lieder und Klavierstücke von sechs tschechisch-deutsch-jüdischen Komponisten, die auf dem Gebiet der „böhmischen Kronländer“ noch in der k. u k. Monarchie geboren wurden und später in der Tschechoslowakischen Republik der Zwischenkriegsjahre ihre musikalischen Karrieren erfolgreich entfalteten. Der Einmarsch der deutschen Truppen im März 1939 und die Errichtung des sog. Protektorats Böhmen und Mähren setzte diesen ein jähes Ende.

Vier der Komponisten – Viktor Ullmann, Pavel Haas, Hans Krása und Hans Winterberg – kamen als Juden zunächst in das KZ Theresienstadt und nur Winterberg ist dem Weitertransport nach Auschwitz und der Vernichtung entkommen. Erwin Schulhoff, Jude und sowjetischer Staatsbürger, kam in einem bayerischen KZ ums Leben und Rudolf Karel, ein Widerstandskämpfer gegen die Nazibesatzer, starb Anfang 1945 in der Kleinen Festung in Theresienstadt an den Folgen der langjährigen Haft. Die Werke dieser Künstler gerieten nach dem Krieg größtenteils in Vergessenheit und wurden erst nach 1989 neu entdeckt und gebührend geschätzt.

Die tschechische Sopranistin Irena Troupová und der Pianist Jan Dušek zählen zu den tschechischen Interpreten, die sich seit mehreren Jahren für die Werke dieser verfolgten und vergessenen Komponisten einsetzen.

Partner der Veranstaltung des Staatlichen Instituts für Musikforschung Berlin waren der Verein musica reanimata Berlin, der 1990 gegründet wurde und sich für die Werke von NS-verfolgten Komponisten einsetzt, sowie das Tschechische Zentrum Berlin und die Agentur NOEMI Arts&Media Prag.