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Photo: ©Velvyslanectví ČR v Berlíně/Botschaft der Tschechischen Republik in Berlin
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Falsche Grenzen. Aktion „KÁMEN“ – eine unglaubliche Verfolgungsmethode des kommunistischen Geheimdiensts

Am 5. Juni 2019 war ein ganzer Abend mit Historikern und Zeitzeugen der Aktion „Kámen“, einer besonderen Methode der Verfolgung von Regimegegnern durch den kommunistischen Geheimdienst, in der Botschaft der Tschechischen Republik gewidmet.

Eine Geschichte, die wie erfunden klingt, sich aber zwischen 1948 und 1951 in der Tschechoslowakei tatsächlich abspielte: Die Aktion „Kámen“ (Stein) sollte Menschen, die die Flucht in den Westen wagten, abfangen und von ihnen möglichst viele Informationen sichern. Dazu schuf der kommunistische Sicherheitsdienst falsche Grenzen und seine Mitarbeiter gaben sich als Amerikaner aus, die die Flüchtlinge in falscher Sicherheit wiegten und so aushorchten. Weil der Trick so gut funktionierte, errichteten die totalitären Machthaber gleich mehrere falsche Grenzen. Vier Jahre lang arbeiteten sie mit der Finte. Insgesamt fielen, nach Schätzung von Historikern, mehrere hundert Opfer darauf herein. Die Akteure der Verbrechen blieben unbestraft.

In 2013 erschien das Buch Kámen (Stein) und in 2018 das Buch Falsche Grenzen von Václava Jandečková. Ihr Werk, das ein Ergebnis einer detaillierten und langen Forschung war, hat eine Welle weiterer Reaktionen ausgelöst. Die Autorin hat eine Ausstellung „FALSCHE GRENZEN. Aktion ,KÁMEN‘: Opfer und Täter der am strengsten geheim gehaltenen Verbrechen der Staatssicherheit 1948–1951“ zusammengestellt, die in den Räumlichkeiten der Botschaft gezeigt wurde. Ganz aktuell wurde Aktion „KÁMEN“ zu einem erfolgreichen Theaterstück beim Staatsschauspiel Dresden unter der Leitung von deutschem Regisseur Florian Fischer und in Kooperation mit Prager Theater Archa verarbeitet. Zurzeit wird ein Spielfilm des deutschen Regisseurs Farid Eslam in deutsch-tschechischer Koproduktion vorbereitet.

Nach einem Vortrag von Václava Jandečková, in dem sie das Thema und Ihr Forschungstätigkeit präsentierte, folgte eine spannende Podiumsdiskussion mit der Autorin, Zeitzeugen Jan Minařík und Zdeněk Klíma, Dr. Helge Heidemeyer, Abteilungsleiter Bildung und Forschung beim BStU*, und deutschem Regisseur Farid Eslam. Das Gespräch wurde von Tomáš Sacher, Direktor des Tschechischen Zentrums in Berlin moderiert.

 

* Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik

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