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Photo: ©ČNFB/DTZF
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Zukunftsfonds: Grenzüberschreitende Zusammenarbeit geht auch in Corona-Zeiten weiter

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds hat knapp 922 000 Euro für 179 neue deutsch-tschechische Projekte freigegeben. Der Verwaltungsrat des Fonds bewilligte die Mittel erstmals in einer Online-Abstimmung.

„Es war uns wichtig, trotz der gegenwärtigen Ausnahmesituation einen Weg zu finden, über neue Projektförderungen zu entscheiden. Wir freuen uns, dass es uns in gemeinsamer Anstrengung gelungen ist, unsere Sitzung in den virtuellen Raum zu verlegen“, sagte der wiedergewählte deutsche Verwaltungsratsvorsitzende Martin Kastler.

Auch viele Akteure des deutsch-tschechischen Austauschs haben angesichts der aktuellen Einschränkungen für ihre geplanten Begegnungsprojekte neue Formate im Online-Bereich gefunden oder ihre Vorhaben auf einen späteren Termin verschoben. „Wir sind sehr froh, dass die Menschen beiderseits der Grenze auf die gegenwärtige Ausnahmesituation kreativ und flexibel reagieren und ihre geplanten Vorhaben auch unter deutlich erschwerten Bedingungen weiterverfolgen“, betonte Jindřich Fryč, der für die tschechische Seite an die Spitze des Verwaltungsrates wiedergewählt wurde.

Auch zur aktuellen Antragsfrist am 31. 3. 2020 wurden weitere über 150 neue deutsch-tschechische Projektanträge eingereicht.


Auswahl aktuell bewilligter Projekte:


Wir überwinden die Trennungslinien in der Gesellschaft
Das Referat für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München und der gemeinnützige . Verein Integráční Centrum Praha setzen ihren Austausch und Wissenstransfer über eine strukturelle Verbesserung der Integration von Migranten in Arbeitsmarkt und Gesellschaft fort. Während zweier gegenseitiger Besuche in München und Prag werten beide Partner Erfahrungen mit Startups von Zuwanderern aus, diskutieren mit lokalen Akteuren sowie der Fachöffentlichkeit und bereiten abschließend eine Handreichung mit Beispielen guter Praxis vor. Das Projekt greift das Jahresthema 2019 des Zukunftsfonds auf und knüpft an ein ähnliches Projekt im Vorjahr an. Das Policy-Paper, das aus dem erfolgreichen Vorgängerprojekt entstand, diente anschließend dem Prager Magistrat als Leitfaden und zählt zu den offiziellen Publikationen der Landeshauptstadt München.

Der Zukunftsfonds fördert das Projekt mit 121 000 CZK.

Global Camp 2020: Vielfalt als Chance!
Die Brücke/Most-Stiftung plant gemeinsam mit dem Kinderheim in Litoměřice eine mehrtägige Begegnung für deutsche und tschechische Jugendliche aus betreuten Jugendwohngruppen und Kinderheimen und spricht damit – im Sinne des Jahresthemas 2019 des Zukunftsfonds - eine Zielgruppe an, die im deutsch-tschechischen Austausch bislang kaum vertreten war: Alle Teilnehmer kommen aus dem ländlichen Raum und leben wegen schwieriger sozialer Bedingungen nicht bei ihren Eltern. Die tschechischen Jugendlichen gehören teilweise der Roma-Minderheit an oder haben vietnamesische Wurzeln.
Ziel der Begegnung ist es, die Jugendlichen durch Workshops, Feedbackrunden und sportliche Aktivitäten für gesellschaftliche Heterogenität zu sensibilisieren und interkulturelle wie sprachliche Kompetenzen einzuüben. Beteiligt ist breites Netz deutscher und tschechischer Akteure (Verein Querstadtein e.V., arche noVa e.V., KIEZ Sebnitz, Kinderheim Kašperské Hory, Heimverbund Leipziger gGmbH).

Der Zukunftsfonds unterstützt das Vorhaben mit einer Fördersumme von 4 500 Euro.

Energieerzeugung in Tschechien und Deutschland: auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung
Das Prager Gymnasiums Přírodní škola (Naturschule) und die Max-Grundig-Schule Fürth greifen das Thema des Jahres 2020 des Zukunftsfonds auf und planen eine Schüler-Begegnungswoche mit 40 tschechischen und deutschen Jugendlichen zum Thema Energieerzeugung. Vor dem Hintergrund politischer und gesellschaftlicher Diskussionen über zukünftige Formen der Energiegewinnung sollen die Jugendlichen Wissen über unterschiedliche Energiequellen erlangen und eigenständig deren Vor- und Nachteile abwägen lernen. Das erforderliche Know-how eignen sie sich bei Exkursionen u.a. zum Pumpspeicherkraftwerk Walchensee, zur geothermische Anlage Unterhaching und zur Biogasanlage Ansbach/Triesdorf sowie bei der Besichtigung der Photovoltaikanlagen der Max-Grundig-Schule an.

Der Zuschuss des Zukunftsfonds für diese Begegnungswoche beträgt 6000 Euro.

„Golem-Labor“ Prag 2020
Dieses interdisziplinäre Projekt verbindet Performancekunst mit modernen Technologien im Bereich Virtual Reality und kommt, wenn auch ungeplant, wie eine hochaktuelle Antwort auf die gegenwärtige Corona-Krise daher.
Die Berliner Gesellschaft Playersjourney UG und das Institut für Intermedien an der Technischen Hochschule Prag bringen Künstler aus dem Bereich Performing Arts/ Contemporary Dance und XR-Techniker (Virtual Reality/ Augmented Reality/ Motion Capturing) aus beiden Ländern zusammen, um gemeinsam die Möglichkeiten dieser immersiven Technologie nicht nur für den Bereich der Kunst auszuloten.
Als Ausgangspunkt dient das Stück „Golem-Labor/Everything Moves“, das seit letztem Jahr in Berlin zu sehen ist. Es wird zeitgleich in einem realen Theatersaal und im virtuellen Raum, mit Zuschauern aus der ganzen Welt, aufgeführt. Auf einer begleitenden Minikonferenz mit deutschen und tschechischen Experten aus beiden Bereichen (Kunst und Technik) werden die Chancen und Risiken immersiver Technologien diskutiert.

Der Zuschuss des Zukunftsfonds für dieses Vorhaben beträgt 4000 Euro.

Olmützer Kulturtage 2020
Die deutschsprachigen Olmützer Kulturtage präsentieren neue deutsche Filme, Ausstellungen, Theater, Konzerte und Vorlesungen. Der diesjährige 6. Jahrgang, dessen deutscher Partner die Ackermann-Gemeinde ist, nimmt sich das Jahresthema 2020 zum Motto („Zukunft ist jetzt“) und rückt die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit in den Fokus. Auf dem Programm stehen etwa die Vernissage der Ausstellung „Unter einem Dach“, Exkursionen und Diskussionen zu ökologischen Themen. Durch die gemeinsame Auseinandersetzung soll die Anbahnung von Partnerschaften zwischen Umweltorganisationen beider Länder ermöglicht werden. Aber auch die Beschäftigung mit der Geschichte der ehemaligen deutschsprachigen Bewohner der Stadt und die Reflexion des heutigen Zusammenlebens von Deutschen und Tschechen sind Teil des Festivals, ebenso wie das Thema Rechtsextremismus.
Auf die gegenwärtige Ausnahmesituation in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie haben die Veranstalter flexibel reagiert und das ursprünglich für April geplante Festival auf den Herbst verschoben.

Der Zukunftsfonds fördert das Projekt mit 160 000 CZK.


Dunkle Spuren der tschechischen Geschichte
Mit einem Dokumentarfilm über das Massaker an der deutschen Zivilbevölkerung in Postoloprty (Postelberg) im Juni 1945 unternimmt das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen den Vorstoß in einen zum Teil immer noch tabuisierten Bereich. In der tschechischen Öffentlichkeit ist nach wie vor wenig bekannt über den brutalen Mord an mutmaßlich bis zu zweitausend deutschen Zivilisten. Auch die tschechische Geschichtsschreibung weist im Hinblick auf das Massaker noch Lücken auf. In Postoloprty selbst erinnert einzig und allein eine Gedenktafel auf dem Friedhof in allgemein gehaltener Form an alle Opfer vom Mai und Juni 1945. Eben der Frage nach der Verantwortung an dem Morden der deutschen Zivilbevölkerung möchte der Dokumentarfilm der Produzenten-Gruppe um Patrick Diviš nachgehen, als deutscher Partner wurde dafür der Heimatkreis Saaz gewonnen. Zu Wort kommen Zeitzeugen und Historiker, deutsche Untertitel sind ebenfalls Bestandteil des Vorhabens.

Der Zukunftsfonds bezuschusst das Vorhaben mit einer Summe von 375 000 CZK.

SECHS SINNE - BERLIN
In einer sechsteiligen Dokumentarfilmserie im Tschechischen Fernsehen soll ein Porträt Berlins aus der Perspektive von tschechischen Expats entstehen und zugleich deutsch-tschechische Gegenseitigkeit in leichter, frischer Form vermittelt werden. Unter der Regie der in Prag ansässigen Filmemacherin Bibiana Beňová und des Berliner Regisseurs Farid Eslam werden rund 20 Tschechen vorgestellt, die in den letzten 40 Jahren in Berlin ihre zweite Heimat gefunden haben – von Emigranten aus der sozialistischen Tschechoslowakei bis hin zu gegenwärtigen Fachkräften. Leitfaden für die Auswahl der Protagonisten sind die sechs menschlichen Sinne, man erfährt in dem Film vom sprachlichen Berlin, dem Berlin der Gourmets oder, abstrakter, vom Berlin in seiner spezifischen Essenz – der Verbindung von Alteingesessenen und neuen Bewohnern, von verschiedenen Subkulturen und Bewegungen.

Der Zukunftsfonds unterstützt das Vorhaben mit einer Fördersumme von 300 000 CZK.

 

DTZF, Pressemitteilung, 2. April 2020