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Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds tagte in Leipzig und bewilligte 98 neue Partnerprojekte

(Prag, 16.08.2015) Der Verwaltungsrat des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds tagte am Dienstag und Mittwoch in Leipzig. Im Rahmen seiner Sitzung bewilligte er Fördergelder in Höhe von fast 330.000 Euro für neue grenzüberschreitende deutsch-tschechische Partnerprojekte in verschiedenen Bereichen: von Programmen für Jugendliche bis hin zu Publikationen. Gastgeber für die Sitzung des Verwaltungsrates war das Geisteswissenschaftliche Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e.V. (GWZO) an der Universität in Leipzig.

Die Mitglieder des Verwaltungsrats wurden von Oberbürgermeister Burkhard Jung im Rathaus empfangen. Dieser erinnerte in seiner Begrüßung unter anderem an die mehr als 40-jährige Partnerschaft zwischen Leipzig und Brünn.."Die Städtepartnerschaft mit Brünn gehört seit mehreren Jahren zu unseren aktivsten und erfolgreichsten. Sie lebt von dem kontinuierlichen Austausch und der vielfältigen Zusammenarbeit unterschiedlicher Institutionen, von Vereinen und vor allem der Bürger beider Städte", so Jung.

In Sachsen finden insgesamt 26 bewilligte Projekte statt. "Wir schätzen vor allem solche Vorhaben, die den deutsch-tschechischen Beziehungen eine neue Dimension geben. Es freut uns, dass auch direkt hier in Sachsen eine Reihe solcher Projekte stattfindet", betonten die Vorsitzende des Verwaltungsrats, Kristina Larischova und ihr Stellvertreter, Albrecht Schläger.

Gast der Verwaltungsratsmitgliedssitzung war der Botschafter der Tschechischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland, Tomáš Podivínský. "Die vom Zukunftsfonds geförderten Projekte gehören zu den Grundbausteinen der gegenwärtig ausgezeichneten deutsch-tschechischen Beziehungen.

Das heutige Geschehen in Europa erinnert uns jedoch daran, dass gegenseitige Toleranz, Empathie  sowie die Zusammenarbeit zwischen den Völkern, die nicht von der Vergangenheit belastet ist, ständig gepflegt werden müssen. Auch hier sei der Fonds Vorbild", führte er weiter an.

Auswahl geförderter Projekte

Auf jüdischen Spuren zwischen Zittau und Theresienstadt

Durch die Erforschung der lokalen Geschichte lernen sie das Wesen des Holocausts kennen. Schüler aus Zwickau und der Zittauer Schkola Oberland werden gemeinsam nach Schicksalen jüdischer Einwohner von Zittau forschen. Der Weg führt sie von dort aus nach Theresienstadt. So erfahren sie nicht nur, welchen Einfluss die antijüdischen Gesetze auf die Juden in Zittau hatten, sondern auch, unter welchen Bedingungen die in Theresienstadt eingesperrten Menschen lebten. Das Projekt wird gekrönt von einer zweisprachigen Ausstellung, die in beiden Schulen zu sehen sein wird. Der Zukunftsfonds stellt dafür 1975 Euro zur Verfügung.

Tschechen und Bayern wieder ohne Grenzen

Es handelt sich um ein Projekt, das ein bisschen wie ein Magnet funktioniert. Schon mehrere Jahre zieht es Tschechen und Deutsche an und bringt sie zueinander. Das Projekt mit dem Titel Kultur ohne Grenzen – Begegnung Bayern-Böhmen funktioniert seit mehreren Jahren erfolgreich. Das Centrum Bavaria Bohemia Schönsee und das Westböhmische Museum in Pilsen bemühen sich anhand mehrerer Themenblöcke - künstlerische Begegnungen, musikalische Veranstaltungen, Begegnungen von Schulen und Studenten - um die Weiterentwicklung des grenzüberschreitenden Dialogs. Stattfinden werden u.a. verschiedene Konzerte, Ausstellungen oder studentische Workshops. Der Zukunftsfonds steuert 30.000 Euro bei.

Veranschaulichen der Flüchtlingsproblematik anhand eines Spiels

Das Wort Flüchtling ist derzeit in aller Munde. Im Rahmen eines Projektes in Selb mit dem Titel „Fremde vor der eigenen Haustür“ haben Jugendliche begonnen, ein moderiertes strategisches Spiel zu spielen, das sich mit der Flüchtlingsproblematik auseinandersetzt. Vorbereitet wurde das Spiel von der Sozialakademie Silberbach. Wie es gespielt wird? Teilnehmer aus Deutschland und Tschechien werden in sechs Gruppen eingeteilt, in deren Rahmen sie sowohl die Rolle der Flüchtlinge einnehmen, als auch die von Akteuren aus dem politischen und gesellschaftlichen Leben. Dabei handelt es sich z. B. um Vertreter von Landesregierungen (Bezirk Karlsbad, Oberfranken), Nichtregierungsorganisationen oder Bürgerinitiativen. Das Spiel simuliert so den Umgang mit Flüchtlingen in den Grenzgebieten. Das Projekt zum Thema des Jahres 2015 "Grenze verbindet" fördert der Zukunftsfonds mit 6000 Euro.

Prag und Nürnberg feiern mit Kulturprogramm

Die Partnerschaft besteht seit 25 Jahren. Dieses Jahr im November wollen Prag und Nürnberg daran erinnern. Es findet ein reichhaltiges Kulturprogramm mit einer Reihe von Höhepunkten statt: Auftritt der Nürnberger Symphoniker im Gemeindehaus in Prag, Konzert der Nürnberger Gruppe Wrong Kong im Prager Klub Akropolis, Eröffnung der Ausstellung „NN-Kunstpreis“, zeitgenössische Kunst aus Nürnberg im Altstädter Rathaus und schließlich Auftritt der Theatergruppe Thalias Kompagnons im Prager Theater "Na zábradlí". Kurz gesagt, Prag kann sich auf einen beachtenswerten "Import" aus Nürnberg freuen. Der Zukunftsfonds stellt für das Projekt mit dem Titel Kunst baut Brücken 8000 Euro bereit.

Reflexion der Vergangenheit auf dem Schiff

Auf dem Schiff Cargo Gallery ist vor kurzem ein beachtenswertes Kulturzentrum entstanden. Umso beachtenswerter, da es auch zu einem Ort deutsch-tschechischer Begegnungen geworden ist. Im November findet auf dem Deck ein interessantes Projekt mit dem Titel Einheit und Teilung statt. Mithilfe von Workshops, Filmvorführungen und Vorlesungen werden die Wiedervereinigung Deutschlands und die Teilung der Tschechoslowakei reflektiert. Das Schiff befährt dabei die Trasse Děčín – Dresden. Der Fonds stellt für das Projekt 4000 Euro zur Verfügung.

Deutschsprachige Poesie in Zeitschrift

Dem tschechischen Publikum muss die zeitgenössische deutsche lyrische Szene nähergebracht werden. Dies hat sich das Team um die literarische Zeitschrift Plav zum Ziel gesetzt. Es schuf dafür eine bilinguale Auflage der Zeitschrift, die der deutschsprachigen Poesie gewidmet ist. Vertreten sind zehn Dichter aus Deutschland, zwei aus Österreich und zwei aus der Schweiz. Die meisten Gedichte werden sowohl in tschechischer, als auch deutscher Version präsentiert – allein schon deshalb, um die Kontakte zwischen den lyrischen Szenen beider Ländern zu erweitern. Die tschechische Version wird von tschechischen Dichtern vorbereitet. Der Fonds stellt dafür 30.000 Kronen bereit.

Tschechische Wissenschaftlerin dekonstruiert "nationale Werte"

Sie gehört zu den bekanntesten tschechischen Kunsthistorikerinnen. Milena Bartlová forscht vor allem auf dem Gebiet Mittelalterliche Kunst in Böhmen, beschäftigt sich jedoch auch mit der Methodik der Kunstgeschichte und ihrer Rolle im europäischen Kontext. Ins Deutsche werden jetzt neun Studien übersetzt, die sich mit der Frage der "nationalen Werte" in der Kultur beschäftigen. Bartlová dekonstruiert die unklaren Grenzen der nationalen Charakteristik in der Kunstgeschichte, gleichzeitig analysiert sie die Suche nach der "Ethnizität" mittelalterlicher Künstler, die Forschung nach slawischen oder byzantinischen Elementen in der Kunst unter der Herrschaft von Karl IV. oder nach sudetendeutschen Elementen in der mittelalterlichen Kunst. Der Zukunftsfonds gewährt einen Zuschuss in Höhe von 2200 Euro.

 

Weitere Informationen und Kontakt:

Petr Janoušek

Mail: petr.janousek@fb.cz

GSM: +420 724 808 175

Tel: +420 283 850 512