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Der Verwaltungsrat des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds bewilligt 203 neue partnerschaftliche Projekte - Thema des Jahres "Grenze verbindet" weckte großes Interesse

(Prag) Insgesamt 203 neue partnerschaftliche Projekte mit einer Fördersumme von insgesamt über 920.000 Euro wurden auf der Sitzung des Verwaltungsrates des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds (DTZF) am Dienstag und Mittwoch in Prag bewilligt. Die genehmigten Fördermittel sind für Projekte in den verschiedensten Bereichen der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit bestimmt – von Kultur über Jugend bis hin zu Fachtagungen und Publikationen. Pressemitteilung vom 1. April 2015

18 Projekte zum Thema des Jahres "Grenze verbindet" fördert der Fonds mit 85.000 Euro. "Wir freuen uns, dass unser Thema des Jahres solch eine große Resonanz hervorgerufen hat. Manchmal wird vergessen, dass gemeinsame Aktivitäten von Deutschen und Tschechen im Grenzgebiet nicht immer eine Selbstverständlichkeit sind. Dabei sind gerade solche Initiativen, die den im Grenzgebiet lebenden Menschen ermöglichen, sich besser kennenzulernen oder gemeinsam Probleme zu lösen, eine wichtige Säule unserer guten Beziehungen", sagt Kristina Larischová, die gemäß dem Turnus zwischen der deutschen und tschechischen Seite zur Vorsitzenden des Verwaltungsrates gewählt wurde.  Ihr Vorgänger Albrecht Schläger übernimmt nun die Funktion des stellvertretenden Vorsitzenden. Im Bereich des Jahresthemas 2015 wird z.B. ein Projekt finanziell unterstützt, das Schülern der Grundschulen im oberpfälzischen Schönsee und in Poběžovice im Pilsner Bezirk ermöglicht, "sich in ein Märchen zu begeben", d.h. zusammen ein Theaterstück über Schneewittchen einzustudieren und an der Grenze aufzuführen.
 
Auswahl der geförderten Projekte:
 
Festival
Klassische Musik, Jazz, Klezmer, Bildende Kunst, Literatur oder Künstlerworkshops. Auch in diesem Jahr wird das deutsch-tschechische Grenzgebiet ein reichhaltiges Kulturangebot erleben. Das Festival Mitte Europa verbindet nicht nur verschiedene Musik-Genres, sondern auch weitere künstlerische Formen. Am bereits 24. Jahrgang des Festivals sind etwa 60 Städte aus Böhmen, Sachsen und Bayern beteiligt. Der Fonds unterstützt das Projekt mit einer Summe von 110.000 Euro.
 
Schultheateraufführung
 
Die Städte Schönsee und Poběžovice (Ronsperg) verbindet eine langjährige Partnerschaft. Es handelt sich um eine Zusammenarbeit, die schon in den "Schulbänken" beginnt. Im Mai findet an der deutsch-bayerischen Grenze auf dem Eulenberg in der Gemeinde Friedrichshäng bei Schönsee eine beachtenswerte Theateraufführung statt. Die Schüler aus Schönsee und Poběžovice führen eine zweisprachige Version des Märchens Schneewittchen auf. Das Projekt erfüllt sehr gut das Ziel des in diesem Jahr vom DTZF ausgerufenen Themas des Jahres. Nicht nur die Schüler lernen sich dabei besser kennen und verbessern ihre Sprachkenntnisse, sondern auch die Eltern und andere Einwohner der Gemeinde. Der Fonds stellt für die Veranstaltung 2500 Euro bereit.
 
Konzert in Theresienstadt
 
Dieses Jahr steht im Zeichen der Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 70 Jahren. In Theresienstadt wird zu Ehren der Opfer ein Konzert stattfinden, bei dem Werke von Johannes Brahms, Erich Wolfgang Korngold und Hans Krása gespielt werden. Der letztgenannte Prager jüdische Komponist und Autor der Oper Brundibar war in Theresienstadt interniert und starb in Auschwitz. Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds stellt für das Konzertprojekt mit dem Namen Memento 10.000 Euro zur Verfügung.
 
Dokumentarfilm
 
Wie sind eigentlich die Deutschen in unsere Region gekommen? So lautet eine der Fragen, die sich der geplante Dokumentarfilm über das Zusammenleben tschechischer, deutscher und jüdischer Bewohner der Region Žatec (Saaz) stellt. Der Film stellt die deutsch-tschechische Geschichte von Žatec und Umgebung von Beginn der Besiedlung bis heute vor. Die jeweiligen historischen Ereignisse werden von renommierten deutschen und tschechischen Historikern kommentiert. Ihren Blick auf die jüngste Geschichte der Region vermitteln auch diejenigen, die sie selbst erlebt haben. Der Zukunftsfonds unterstützt das Projekt des Filmstudios Sirius GbR mit einer Summe von 8000 Euro.
 
Begegnung blinder Sportler
 
Sich nicht nur sportlich betätigen, sondern vor allem die Kultur des Nachbarlandes kennenlernen – unter diesem Motto ließe sich die fortschreitende Zusammenarbeit zweier Teams zusammenfassen, in denen blinde Sportler Futsal spielen. Avoy MU Brno und FC St. Pauli Hamburg von 1910 e.V. veranstalten zwei fünftägige Futsal-Trainingslager. Das erste findet in Hamburg statt, das zweite in Bučovice. Die Spieler werden so die Möglichkeit haben, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Schon in der Vergangenheit entstand ein spezielles deutsch-tschechisches Futsal-Wörterbuch für Blinde. Der DTZF stellt für dieses Projekt 80.000 Kronen bereit.
 
Städtepartnerschaft: Filmvorführung
 
Die tschechische Schauspielerin Anny Ondráková oder auch Anny Ondra war in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen in Deutschland und anderswo in der Welt ein großer Star. Die Partnerinstitutionen CineGraph – Hamburgisches Zentrum für Filmforschung e.V. und das Nationale Filmarchiv (NFA) bereichern die Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der Städtepartnerschaft zwischen Prag und Hamburg um die Vorführung historischer Filme. Die Zuschauer in Prag werden z. B. die aus dem Jahr 1921 stammende einzigartige Filmaufnahme mit Anny Ondra sehen, deren Titel "Příchozí z temnot [The Arrival from the Darkness]" lautet. Sie erfahren auch einiges über die Hamburger Filmschule der 60er Jahre. In Hamburg wiederum wird ein Film von Hanns Zischler aus dem Jahr 2002 mit  dem Titel "Kafka geht ins Kino" gezeigt. Der Fonds widmet diesem Projekt 4000 Euro.
 
 
Publikation
 
Die wissenschaftliche Bibliothek in Liberec publiziert seit geraumer Zeit Texte deutsch schreibender Autoren, die im 19. und 20. Jahrhundert in der nordböhmischen Region schöpferisch tätig waren. Jetzt kommt eine Publikation an die Reihe, die sich mit Česká Lípa  (Böhmisch Leipa) und Umgebung beschäftigt. Das Ziel des vorgelegten Projektes ist eine Gesamtausgabe ausgewählter repräsentativer Beispiele aus den Werken deutscher Vorkriegsautoren, die in und um Česká Lípa geboren wurden oder publizierten, und zwar in beiden Sprachen – sowohl in der Originalsprache Deutsch als auch in tschechischer Übersetzung. Insgesamt handelt es sich um mehr als 30 Beispiele, darunter auch Gedichte, Prosatexte und Drama. Die Sammlung "Polzenblumen. Almanach deutschsprachiger Autoren aus der Region Česká Lípa/Böhmisch Leipa" unterstützt der Fonds mit 80.000 Kronen.
 
Comic-Symposium
 
Comic ist zurzeit sehr populär und wird nicht mehr als seichtes Unterhaltungsgenre angesehen. Die Galerie Klatovy plant ein beachtenswertes Projekt mit dem Ziel, ein zweiwöchiges Symposium für tschechische und deutsche Comic-Zeichner zu veranstalten, an das sich eine Ausstellung in Klenová (Klenau) und in Schönsee anschließen soll. Thema ist das Grenzgebiet in der Nachkriegszeit bzw. genauer gesagt das Phänomen der Schleuser und Schmuggler. Der Fonds steuert für das deutsch-tschechische Comic-Symposium mit dem Titel "Superhelden des Ostblocks" 130.000 Kronen bei.
 
Kontakt:
Petr Janoušek
Mail: petr.janousek@fb.cz
GSM: +420 724 808 175
 
Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds (DTZF) fördert gezielt Projekte, die Menschen beider Länder zusammenführen und den Blick in ihre Welt, die gemeinsame Kultur und Geschichte ermöglichen und vertiefen. Alljährlich können mit Unterstützung des Fonds mehr als 650 Projekte mit einer Gesamtsumme von mehr als 3 Mio. EUR verwirklicht werden. Seine Tätigkeit nahm der Fonds im Jahr 1998 auf. Die Regierungen beider Länder legten seine Entstehung in der Deutsch-Tschechischen Erklärung vom Januar 1997 fest. In den ersten 10 Jahren seiner Existenz spielte der DTZF die Hauptrolle bei der Entschädigung der tschechischen NS-Opfer.