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DTZF verteilt weitere Sondermittel zum Schutz überlebender NS-Opfer

Am 27.1. startet der Fonds Video-Reihe „Junge Menschen sprechen mit Zeitzeugen“. Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds stellt weitere Sondermittel in Höhe von knapp 75.000 Euro für den Schutz tschechischer NS-Opfer vor der Pandemie bereit. Bereits zum zweiten Mal reagiert der Fonds damit auf die akuten Bedürfnisse verschiedener Opfergruppen, die durch das Coronavirus besonders bedroht sind. In der Tschechischen Republik leben noch mehrere Hundert Personen, die den nationalsozialistischen Terror überlebt haben.

Der größte Teil der Gelder (knapp 30 000 Euro) ist für die Pflege der ältesten Überlebenden und die Fürsorge der zweiten und dritten Opfergeneration bestimmt, die von der Jüdischen Gemeinde in Prag betreut werden.  

Ein weiterer großer Teil der Gelder (knapp 23 000 Euro) geht an insgesamt 380 ehemalige Zwangsarbeiter, politische Häftlinge und Roma. Sie erhalten über die Organisation Živá paměť (Lebendige Erinnerung) einen Kostenzuschuss für soziale und medizinische Leistungen, die nicht von der Versicherung gedeckt sind.   

Das Soziale Hilfszentrum der Organisation Post Bellum erhält 11 500 Euro für individuelle Hilfe, einschließlich psychosozialer Beratung von Zeitzeugen durch ein breites Netz von Freiwilligen in allen Regionen der Tschechischen Republik. 

Weitere Mittel in Höhe von (9500 Euro) werden an die regionalen jüdischen Gemeinden in Tschechien zur Pflege von Holocaust-Opfern in unterschiedlichen Regionen Tschechiens sowie für Antigen-Tests verteilt.  

Weiter zahlt der Fonds in Zusammenarbeit mit der Jewish Claims Conference 60.000 Euro aus dem Nachlass des 2014 verstorbenen ehemaligen Berliner Politikers Wolfgang Storch an 328 noch lebende jüdische NS-Opfer in der Slowakei aus. 

Neben der akuten Hilfe für die Überlebenden des NS-Terrors ist ein zentrales Anliegen des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds von Beginn an die generationenübergreifende Auseinandersetzung von Deutschen und Tschechen mit der gemeinsamen Geschichte. Anlässlich des Holocaust-Gedenktags am 27. Januar veröffentlicht der Fonds auf seinem Facebook-Profil eine Serie von Videoclips, in denen junge Menschen mit Zeitzeugen in Dialog treten und den Bogen von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft schlagen.   

„Die heutige vierte Generation in Deutschland ist aufgeschlossen für den Dialog“, sagt der 98jährige Felix Kolmer, Vize-Präsident des internationalen Auschwitz-Komitees, der selbst mehrere Konzentrationslager durchlitten hat und sich Zeit seines Lebens für die deutsch-tschechische Verständigung stark macht. „Es gibt viele Menschen in meinem Alter, die in die Schulen gehen und mit jungen Menschen diskutieren, weil sie in ihnen die Zukunft sehen.“  

Mit dem Schriftsteller und Influencer Ladislav Zibura hat Kolmer auf Initiative des Zukunftsfonds unter anderem über die Wichtigkeit persönlicher Begegnungen gesprochen: „Persönliche Kontakte über die Grenzen hinweg sind die beste Prävention: Wenn jemand kommt und mir erzählt, wie die Deutschen im Allgemeinen sind und ich selbst kenne 20 völlig verschiedene Deutsche, dann werde ich ihm nicht glauben“, so Zibura. „Darin sehe ich die Zukunft meiner Generation, dass sie dank der Vernetzung nicht diesen generellen Hass gegen ein ganzes Volk spüren wird. Denn genau dieser Hass ist es, der zu Kriegen führt.“ 

 

Weitere Informationen und Kontakt: 

Silja Schultheis 

Mail: silja.schultheis@fb.cz

tel: +420 737 505 790

www.zukunftsfonds.cz

 

Die Entschädigung tschechischer NS-Opfer war dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds seit seiner Gründung im Dezember 1997 ein wichtiges Anliegen. Mehr als 7.000 ehemaligen Gefangenen in Konzentrationslagern und Opfern von Rassenverfolgung zahlte der Fonds aus eigenen Mitteln insgesamt 45 Millionen Euro. Aus Mitteln des deutschen und des österreichischen Staats und der Wirtschaft zahlte er Entschädigungen in Höhe von insgesamt 8 Milliarden Kronen an 87.000 Opfer von Sklaven- und Zwangsarbeit. 

Darüber hinaus arbeitet der Fonds mit mehreren wissenschaftlichen und Bildungsinstitutionen an der weiteren Erforschung und Vermittlung der NS-Zeit zusammen. So ist er etwa aktuell an der Digitalisierung von Erinnerungen überlebender Roma-Opfer beteiligt, in Kooperation mit der Prager Karlsuniversität.