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Photo: CNFB, DTZF
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„Grenzüberschreitende Zusammenarbeit muss auch in Corona-Zeiten möglich sein“

Zukunftsfonds gibt rund 280.000 Euro für 64 neue deutsch-tschechische Projekte frei (Pressemitteilung, 30. September 2020 Prag)
Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds hat weitere Fördergelder in Höhe von 278.914 Euro für 64 deutsch-tschechische Projekte bewilligt. Darüber entschied der Verwaltungsrat des Fonds am Mittwoch in Prag.

Bei einigen der geplanten Jugendbegegnungen förderte der Zukunftsfonds erstmals zusätzlich zum Projektzuschuss ein Sprachanimationsmodul, das die erste Kontaktaufnahme durch eine spielerische Annäherung an die Sprache des Nachbarn erleichtert. 

Mehrere der geplanten Projekte reflektieren, auch mit Blick auf das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren, die Auseinandersetzung mit dem Holocaust und mit aktuellem Antisemitismus.  

„Es ist immer wieder beeindruckend, wie beherzt und kreativ Deutsche und Tschechen gemeinsame Projekte in Angriff nehmen, um öffentlich für Werte wie Toleranz und Zivilcourage einzustehen. Wir werden sie nach Kräften dabei unterstützen, dass sie ihre geplanten Vorhaben umsetzen können, auch unter verschärften Begegnungsbeschränkungen im Zuge der Pandemie“, so die Verwaltungsratsvorsitzenden Jindřich Fryč und Martin Kastler. 

Auswahl aktuell bewilligter Projekte: 

Judenverfolgung -in Tschechien und Chemnitz - Gerettete jüdische Kinder aus dem sächsisch-tschechischen Grenzgebiet: theaterhistorisches zweisprachiges Schulprojekt 

Vor dem Hintergrund der jüngsten Wahlergebnisse in Chemnitz möchten der Förderverein der Montessori-Schule Chemnitz e. V. und die Grundschule Vojnovičova aus Ústí nad Labem gemeinsam ein öffentlich sichtbares Signal für Demokratie und Toleranz setzen. In einem fünftägigen Theater- und Begegnungsprojekt bereiten sie eine gemeinsame Vorstellung auf dem Chemnitzer Hauptbahnhof vor. In dem Stück setzen sich die Schüler künstlerisch mit der gemeinsamen Geschichte der Judenverfolgung sowie der Kindertransporte im Nationalsozialismus auseinander. Begleitet werden sie dabei von der Theaterpädagogin Heda Bayer, die gebürtige Tschechin ist und in Chemnitz lebt.

Der Zukunftsfonds fördert das Projekt mit 2.800 Euro.

Zusammenarbeit des Festivals "Jüdische Musik- und Theaterwoche Dresden" mit dem Jüdisch-Tschechischen Kulturfestival "Dny židovské kultury Teplický cimes" 

Die Jüdische Musik- und Theaterwoche Dresden e.V. und das tschechisch-jüdische Kulturfestival „Dny židovské kultury – Teplický cimes“ möchten ihre grenzüberschreitende Zusammenarbeit intensivieren und organisieren ein gemeinsames Musikprogramm. Geplant sind ein Konzert der berühmten Prager Klezmer-Band "Flying Rabbi"/"Létající Rabín" in Zusammenarbeit mit dem Societaetstheater Dresden sowie zwei Gesangsauftritte deutscher und tschechischer Kinder aus dem Österreichischen Gymnasium Prag und dem Kreuzgymnasium Dresden gemeinsam mit namhaften Interpreten jüdischer Musik im Rahmen der Initiative „Wir spielen gegen Antisemitismus“.

Der Zukunftsfonds bezuschusst das Projekt mit einer Summe von 5.000 Euro.

Tschechisch-deutsche Wanderausstellung "KEIN DURCHKOMMEN!" - die Geschichte des Eisernen Vorhangs 

Die Gedenkstätte in der erneuerten Synagoge in Hartmanice plant gemeinsam mit dem Landkreis Freyung-Grafenau und dem Böhmerwald-Museum in Sušice eine Ausstellung zum Eisernen Vorhang. Anhand persönlicher Zeugnisse von Menschen beiderseits der Grenze sowie historischer Dokumente und Filmaufnahmen soll insbesondere jüngeren Besuchern und Schülern aus beiden Ländern veranschaulicht werden, wie der Eiserne Vorhang das Leben der Bewohner in der Grenzregion beeinflusst hat. Im Fokus steht die Geschichte bis zum Mauerfall 1989, in einem aktuellen Teil nehmen die Ausstellungsmacher zudem Bezug auf die aktuelle Pandemie-Situation und die damit verbundenen Grenzschließungen.

Der Zukunftsfonds unterstützt das Vorhaben mit einer Summe von 141.000 CZK.

Gemeinsam für das Klima 

Das gemeinnützige Zentrum für ökologische Bildung SEVER in Horní Maršov und das Umweltzentrum Dresden greifen das Jahresthema 2020 des Fonds auf und rufen einen Erfahrungsaustausch von deutschen und tschechischen Lektoren der Umweltbildung ins Leben. Ziel ist es, eine gemeinsame Methodik für die langfristige konzeptionelle Arbeit mit Schülern verschiedener Altersstufen zum Thema Klimawandel zu erstellen. Auf einigen mehrtägigen Arbeitstreffen sowie über digitale Kanäle wie Skype und Zoom wollen beide Partner pädagogische Konzepte zur Vermittlung des Klimawandels sowie von Lösungsansätzen zu dessen Verlangsamung erarbeiten und diese anschließend mit Schülergruppen ausprobieren.

Der Zukunftsfonds unterstützt das Vorhaben mit einer Fördersumme von 300.000 CZK.

Kultur ohne Grenzen 2021 - Begegnung Bayern-Böhmen  

Das Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) in Schönsee weitet sein beispielloses Projekt des bayerisch-böhmischen Kulturausstausches auch im kommenden Jahr weiter aus und möchte mit vielfältigen Begegnungs-, Netzwerk- und Informationsveranstaltungen einer immer breiteren Öffentlichkeit die Grenzregion als attraktive Kulturregion ins Bewusstsein rufen. Nach der Erfahrung einer monatelang geschlossenen Grenze und den damit verbundenen Folgen für das Grenzgebiet sollen Kulturakteuren aus dem grenznahen Raum neue Veranstaltungsplattformen wie etwa ein „Marktplatz der Möglichkeiten“ geboten werden. Zudem möchten beide Partner mit erweiterten Kultur-, Informations- und Bildungsangeboten für Jugendliche und Schulen verstärkt eine jüngere Zielgruppe ansprechen.

Der Zukunftsfonds fördert das Projekt mit 30.000 Euro.

Spotlight Česka 

Das FilmFestival Cottbus hat sich im Laufe seines 30jährigen Bestehens zu einem der wichtigsten Festivals für osteuropäische Filme in Deutschland etabliert. Das tschechische und tschechoslowakische Kino ist hier traditionell stark vertreten. Für den diesjährigen 30.Jubiläumsjahrgang ist ein besonderer tschechischer Themenschwerpunkt "Spotlight Česka" geplant, der das aktuelle tschechische Kino in den Blick nimmt. Dafür sollen zahlreiche Filmemacher und Produzenten aus Tschechien eingeladen werden, die dem Cottbuser Publikum ihre Werke präsentieren und sich mit deutschen (und polnischen) Kollegen austauschen und vernetzen können. Eine deutsch-tschechische Schülerbegegnung baut darüber hinaus Brücken zwischen Vertretern der jungen Generation in beiden Ländern.

Der Zukunftsfonds bezuschusst das Vorhaben mit 7.000 Euro.

Publikation des Buches von Dr. Peter Becher: Prager Tagebuchfeuilletons 

Der Prager Vitalis Verlag gibt die literarischen Aufzeichnungen und Reflexionen von Peter Becher heraus, dem ehemaligen Geschäftsführer des Adalbert Stifter Vereins und einer der aktivsten Persönlichkeiten im deutsch-tschechischen Kulturaustausch. Die Texte sind im letzten Jahr entstanden, als Becher im Rahmen des vom Zukunftsfonds regelmäßig mitfinanzierten Autorenstipendiums des Prager Literaturhauses drei Monate in Prag verbrachte. Die Feuilletons schlagen eine Brücke zwischen dem modernen Prag und den literarischen Traditionen der Stadt vor dem Hintergrund ihrer multikulturellen Wurzeln. Dem Leser wird so ein ungewöhnlicher, persönlicher Reiseführer durch die Stadt und ihre (literarische) Geschichte vorgelegt, begleitet durch Fotografien, die ebenfalls vom Autor stammen.

Der Zukunftsfonds unterstützt die Publikation mit einer Fördersumme von 4.000 Euro.

Übersetzung des Bandes „'Takové normální rodinné historky'. Obrazy migrace a migrující obrazy v rodinné paměti" ins Deutsche. 

Die Kommission Kulturelle Kontexte des östlichen Europa plant eine deutsche Ausgabe des 2019 in Prag erschienenen Buches „Ganz normale Familiengeschichten“, Bilder von Migration und migrierende Bilder im Familiengedächtnis. Die Publikation wurde kürzlich von der Tschechischen Gesellschaft für Volkskunde als das beste Buch 2019 ausgezeichnet. Mit der deutschen Ausgabe soll nun eine länderübergreifende Diskussion des Themas angeregt werden. Gegenstand der Publikation ist die Weitergabe von Erinnerungen an freiwillige und erzwungene Migration über mehrere Familiengenerationen, am Beispiel von tschechischen Remigranten aus Kroatien, in Kroatien verbliebenen Tschechen, zwangsausgesiedelten Deutschen sowie Deutschen, die in der Tschechoslowakei/der Tschechischen Republik geblieben sind.

Der Zukunftsfonds fördert das Projekt mit 7.000 Euro. 


Weitere Informationen und Kontakt:
Silja Schultheis
Mail: silja.schultheis@fb.cz
GSM: +420 737 505 790