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Wie die Menschen in Tschechien und Deutschland ihr Nachbarland und das gemeinsame Zusammenleben in Europa wahrnehmen

Zukunftsfonds und Gesprächsforum präsentieren neue vergleichende Meinungsumfrage - Pressemitteilung, 30.1.2017 

(Prag) – Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds und das Deutsch-tschechische Gesprächsforum haben anlässlich des 20. Jahrestages der Deutsch-Tschechischen Erklärung eine vergleichende Meinungsumfrage in Auftrag gegeben, die die gegenseitige Wahrnehmung beider Gesellschaften sowie ihr Verhältnis zur Europäischen Union untersucht. Die Ergebnisse der Umfrage wurden am Montag in Prag von Vertretern der beauftragten Meinungsforschungsinstitute STEM (Institut für empirische Forschung) und dem Institut für Demoskopie Allensbach präsentiert. 
„Wir wollten mit dieser Umfrage eine Art Sonde in die Gesellschaften unserer beiden Länder legen und herausfinden, wie die Menschen in Tschechien und Deutschland jenseits der Politik die gegenseitigen Beziehungen und das gemeinsame Zusammenleben in Europa wahrnehmen, 20 Jahre nach Unterzeichnung der Deutsch-tschechischen Erklärung. Zugleich sind die Ergebnisse eine Inspiration, wie sich die deutsch-tschechischen Beziehungen weiter verbessern lassen“, erklärt Tomáš Jelínek, Geschäftsführer des Zukunftsfonds. 
 
Die Umfragen wurden in beiden Ländern im Dezember 2016 durchgeführt und stützen sich auf die persönliche („face to face“) Befragung von Respondenten, die repräsentativ für die Bevölkerung ab 16 Jahre sind. 
 
Laut der Umfrage ist Deutschland in den Augen der Tschechen ein einflussreiches, modernes Land mit hohem Lebensniveau. Die Tschechische Republik ist in den Augen der Deutschen ein touristisch interessantes und gastfreundliches Land, mit dem man wirtschaftlich gut zusammenarbeiten kann. 
„In der Bewertung der gegenseitigen Beziehungen spielen persönliche Kontakte zu den Menschen des Nachbarlandes eine wesentliche Rolle. Persönliche Bekanntschaften mit Tschechen aufgrund eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses haben am häufigsten Bewohner des Bundeslandes Bayern. Die meisten persönlichen Bekanntschaften durch Reisen in die Tschechische Republik haben wiederum die Sachsen und überhaupt die Deutschen aus den östlichen Bundesländern gemacht“, resümiert Pavel Fischer vom Institut STEM eines der Ergebnisse der Umfrage. 
„Das Problem ist, dass in beiden Ländern eher ältere Menschen Interesse am Nachbarland haben, die bereits über persönliche Kontakte jenseits der Grenze verfügen“, gibt Fischer zu bedenken. 
 
Aus der Umfrage geht auch hervor, dass Tschechen Deutschland überraschenderweise nicht als touristisch attraktives Urlaubsziel betrachten. Das gilt sowohl für die Gesamtbevölkerung als auch für die Bewohner des Grenzgebiets. 
Für das Geschehen in der Tschechischen Republik interessieren sich 47 % der Deutschen, umgekehrt interessieren sich 57 % der Tschechen für das Geschehen in Deutschland. Größeres Interesse bekunden Bewohner der östlichen Bundesländer und insgesamt am meisten Menschen aus Sachsen (76 %). Das Interesse der Bewohner des tschechischen Grenzgebiets am Geschehen in Deutschland ist auf dem Niveau der östlichen Bundesländer (69 %). 
Die Hälfte der Deutschen hat mindestens einmal die Tschechische Republik besucht, fast 80 % der Tschechen haben umgekehrt mindestens einmal Deutschland besucht. Mehrmals haben die Bewohner der östlichen Bundesländer und vor allem Sachsens die Tschechische Republik besucht. In Sachsen ist die Intensität des gegenseitigen Fremdenverkehrs auf dem Niveau der Tschechen aus dem Grenzgebiet mit Deutschland. Mehr als ein Viertel der Deutschen kennt mindestens einen Tschechen persönlich, umgekehrt kennt die Hälfte der Tschechen mindestens einen Deutschen persönlich. Aus den benachbarten Bundesländern kennen zwei Fünftel der Deutschen einen Tschechen persönlich, aus den grenznahen Regionen der Tschechischen Republik kennen zwei Drittel der Tschechen einen Deutschen persönlich. 
 
Obwohl Tschechen und Deutsche den Einfluss des eigenen Landes auf die Ausrichtung der europäischen Integration unterschiedlich bewerten und die Bewohner der Tschechischen Republik gegenüber der EU skeptischer eingestellt sind, blicken Tschechen und Deutsche auf eine ganze Reihe von Fragen, die die EU zu lösen hat, überraschend ähnlich. 
In der Frage der Flüchtlingskrise ist das grundlegende Antwortschema in beiden Ländern identisch. Ein teilweises Misstrauen in der Frage, ob die EU eine Lösung für die Situation in Europa findet, äußert mehr als die Hälfte der Bewohner in Deutschland und der Tschechischen Republik. Auf die Frage, ob die Befragten auf eine richtige Reaktion der Regierung in Bezug auf Herausforderungen in Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise vertrauen, erfolgt in beiden Ländern die gleiche Reaktion. Zumindest teilweises Vertrauen in ihre Regierung äußern ca. 70 % der Bevölkerung in Deutschland und Tschechien. 
 
Was das gemeinsame Zusammenleben in Europa angeht, fällt die Bilanz zu Gunsten der jüngeren Generation aus. „Trotz aller Kritik und pessimistischer Erwartungen zu den Entwicklungen in den kommenden Jahren wird die EU in beiden Ländern als Chance für die junge Generation wahrgenommen“, unterstreicht Steffen de Sombre vom Institut für Demoskopie Allensbach. 
„Jeweils knapp die Hälfte der Bevölkerung ist überzeugt, dass die EU-Mitgliedschaft ihres Landes die Zukunftsaussichten der jungen Generation im eigenen Land verbessert.“ 
 
Dabei könnten die Beziehungen zum Nachbarland eine wichtige Rolle spielen, um das insgesamt in den letzten Jahren deutlich verschlechterte Verhältnis der tschechischen Bevölkerung zur EU zu verbessern. 
„Es ist eine Tatsache, dass gerade die deutsch-tschechischen Beziehungen ein wichtiger Schlüssel sein könnten, um die Unterstützung für die europäische Integration in Tschechien erneut zu stärken“, betont Pavel Fischer vom Meinungsforschungsinstitut STEM. 
 
Weitere Informationen und Kontakt: 
 
www.fondbudoucnosti.cz

 
Silja Schultheis
Česko-německý fond budoucnosti
Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds
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GSM: +420 737 505 790
e-mail: silja.schultheis@fb.cz